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Das " Studio " in der zweiten Phase von Radio Diamond

 

 

QSL-Karten und Empfangsberichte in Zeiten von SDR, Internet und Emails

 

von  Horst-Dieter Tiemann , Radio Diamond

 

In den frühen Jahren von Piratensendern, so in den 70ern, 80ern, war das Betreiben eines Piratensenders eine Herausforderung in mehreren Disziplinen.

 

1.Der Aufbau eines kleinen Studios

Die minimale Ausstattung eines kleinen Studios für die Verwendung als Piratensender waren 1 Mischpult, 2 Plattenspieler, 1 Kassettenrekorder und natürlich das Mikrofon. Das hier schon das Budget eines jungen Piraten durchaus an seine Grenzen stößt, liegt auf der Hand. Das Elektronik-Versandhaus mit dem großen „C“  bot hier die Möglichkeit alles zu bestellen, ich denke da zum Beispiel an die preiswerten Plattenspielerchassis von BSR.

 

2.Beschaffung des Senders

Alte ausgediente Surplussender in unterschiedlichen Frequenz- und Leistungsangeboten waren auf dem Elektronikmarkt recht preiswert zu bekommen. Die Klassiker waren BC199, BC395, die Sender der ARC- Reihe und natürlich der BC1306/GRC9. Fa. Conrad Surplus aus Hirschau verfügte seinerzeit über ein großes Angebot.  Allerdings einfach nur den Netzstecker in die Steckdose und los geht’s, war nicht. Hier mussten  die Technikfreaks Netzteile bauen und das war auch kein billiges Vergnügen, die Kosten der Netztrafos überstieg häufig die Preise des Senders. Wie viel Senderöhren bei dieser Bastelei zerstört wurden, weiß der Himmel. Lebensgefährliche Stromschläge in Höhe der Anodenspannung haben schon einige Zendeamateures einstecken müssen.

 

3. Räumlichkeiten und Antenne

Wer keine Verwandtschaft mit einem Bauernhof hatte, stand vor einem großen Problem: Wo das Studio aufbauen und die Antenne aufspannen? Immerhin betrug die Drahtlänge im 6 MHz-Piratenband bei Lambda halbe bei 24 Meter. Soviel Platz hatte längst nicht jeder. Die ganz harten Piraten bauten sich einen portablen Sender mit Speisung aus einer Autobatterie und schlugen ihr Lager in einem Wald auf. Die Antenne war häufig eine Drahtantenne welche mit einem Stein in die Bäume geschleudert wurde. Während der Sendung aus dem Kassettenrekorder wurde das Gebiet aus Sicherheitsgründen verlassen und erst viel später wieder abgebaut.

So versuchte man der Aushebung durch die DBP zu entgehen. Im Winter war dies ein besonderer Spaß.

 

Dies soll nur ein kleiner Aufriss der Bemühungen und Arbeit eines Sendepiraten aus der „guten alten“ Zeit sein.

Ich denke, ich übertreibe nicht wenn ich behaupte dass die Macher kleine Profilneurotiker sind und sich selbst gern darstellen. Allerdings stehen hier nicht der Macher und der Konsument von Angesicht zu Angesicht, im Gegensatz zu Musikern auf der Bühne. Hier ist das verbindende Element die Hörerpost, b.z.w. der Empfangsbericht. So hat der Sendepirat die Möglichkeit Feedback zu erhalten und die Beurteilung seiner Sendung aus jedem Blickwinkel (Technik, Moderation) zu erfahren. Auch sehr interessant für den Sendeamateur mit welcher Antenne, welchem Empfänger, Lage, Ort seine Aussendung gehört wurde. Dieser äußerst wichtige Kontakt wird belohnt mit einer sammelwürdigen QSL-Karte, welche als Trophäe die Wand der „Funkbude“ ziert.

 

Jetzt die heutige Zeit zum Vergleich.

Aufwändige Empfangsantennen und empfindliche Empfänger sind zum Empfang der Piratenaussendung nicht mehr nötig, mit dem z B smartphone kann man rund um den Globus SDR-Empfänger aktivieren und die Sendung in guter Qualität empfangen. Die Beurteilung der Aussendung ist also abhängig von Position der ausgesuchten SDR`s, dies entspricht nicht die wahre Beurteilung im SINPO- Code am Ort des Hörers. Somit ist der Zweck eines Empfangsberichtes nicht mehr der technischen Verbesserung des Senders dienlich.

Der Pirat ist heute eigentlich kein Pirat mehr, er arbeitet über Sendefunkstellen, welche eine Zulassung besitzen und technisch durch ständige Kontrollen der Bundesnetzagentur auf dem neusten Stand der Technik gehalten werden. Die derzeit verfügbaren Sendeleistungen sind ausreichend und werden über gut abgestimmte Antennen abgestrahlt. Durch die Auswahl der Frequenzen ist es auch möglich, durch Variation der Sendezeiten bestimmte Empfangsgebiete zu bestimmen. Im Vergleich zur damaligen Zeit ein ElDorado für Radiomacher.

Die Schwerpunkte und Intension eines heute schaffenden Radiopiraten ist eine andere geworden. Sende- und Antennentechnik im eigentlichen Sinne ist nicht relevant. Für den Einen oder Anderen liegt hier ein Vorteil: Das Programm steht im Vordergrund, damit ist die Qualität der Sendung besser geworden. Für den Hörer ein Plus.